9 Tipps um ein Geburtstrauma zu verarbeiten

Du warst schwanger und voller Zuversicht, dass alles gut gehen wird. 

Du hast dich ausreichend auf die Geburt vorbereitet. Doch leider lief die Geburt gar nicht nach deinen Vorstellungen. Du und dein Baby wurden zwar medizinisch bestmöglich betreut, aber die psychische Versorgung ist auf der Strecke geblieben. Statt dem erhofften Babyglück fühlst du dich innerlich leer und taub…

Möglicherweise hast du ein Geburtstrauma erlitten. Was das genau ist, wie du es erkennst und vor allem wie du diese seelischen Wunden verarbeitest, verrate ich dir in diesem Artikel.

Lies hier weiter…

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Geburtstrauma?

Von einer traumatischen Geburt spricht man, wenn die Erlebnisse während des Geburtvorganges für die Mutter stark belastbar und nicht bewältigbar sind und sie dadurch seelische und / oder körperliche Probleme entwickelt. 

Frauen, die gebären, fühlen sich oft hilflos und ausgeliefert. Verläuft dann die Geburt nicht nach den Erwartungen, kann sich die Geburt schnell zu einem Alptraum verändern.

Traumatisierung im Kreißsaal ist leider kein Einzelfall:

Statistiken belegen, dass jährlich alleine in Deutschland ca. 100.000 Frauen rund um die Geburt ihres Kindes in eine seelische Krise stürzen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe, wie z.B.:

  • Körperliche Gewalt vom medizinischen / pflegerischen Personal
  • Unerwartete, plötzliche Komplikationen wie Kaiserschnitt, Saugglocken- oder Zangengeburt und dahingehende Ängste um das Baby 
  • Starke Schmerzen und körperliche Anstrengung
  • Sehr schneller oder sehr langwieriger Geburtsvorgang
  • Psychische Gewalt wie Einschüchterungen, Herabsetzungen oder Beleidigungen vom Fachpersonal
  • Nicht ausreichende Informationen über Eingriffe
  • Kein ausreichendes Mitspracherecht und verlorengegangene Selbstbestimmung
  • Vergangene traumatische Erfahrungen 
  • Totgeburt
  • Nicht erfüllte Erwartungshaltung
  • Ungewissheit und Unsicherheit

Wie du siehst, gibt es unterschiedliche Geschehnisse bei der Entbindung, die ein Geburtstrauma verursachen können. In den meisten Fällen kommen Gewalt und Übergrifflichkeiten während des Gebärens vor. 

Die Geburt ist ein sehr intimer Vorgang, der Stress und Hilflosigkeit hervorruft und bei dem die Mutter sich meist sowieso schon ausgeliefert, verletzlich und schutzlos fühlt. Das allein braucht bereits eine Sensibilität vom Personal und einen respektvollen Umgang. Oft geht diese Achtung in Notfallsituationen verloren, wenn schnelles Handeln durch den Arzt oder die Hebamme erforderlich ist. Doch selbst in solchen Momenten sollten die Gebärenden ausreichend Schutz, Aufklärung zu ihren Fragen und Mitsprache erhalten, denn es geht ja schließlich um ihren Körper und ihre Gesundheit. 

Traumatisiert oder dramatisiert? Erkenne ein Geburtstrauma

Ein Geburtstrauma kann unterschiedliche Symptome bis hin zu Krankheitsdiagnosen hervorrufen. Sie sind nicht immer leicht zu erkennen. Hinzu kommt, dass die meisten Betroffenen nicht ernst genommen und vom Umfeld mit Sätzen wie “Ist doch alles gut gegangen, ihr beide seid gesund, das ist wichtig” beschwichtigt werden. So verstärken sich bei der Mutter oft die Symptome durch weitere Schuld- und Schamgefühle und sie fühlen sich noch mehr allein gelassen. 

Es gibt perinatale (= rund um die Geburt) oder postnatale (= nach der Geburt) Krankheitsbilder wie z.B.:

  • peripartale oder postpartale Depression
  • Wochenbettdepression
  • Angststörung
  • Zwangsstörung
  • Psychose

Diese psychischen Erkrankungen zeigen sich entweder körperlich oder/und psychisch. Körperliche Symptome sind beispielsweise:

  • erhöhter Puls und Herzrasen
  • Zittern
  • Schlaflosigkeit
  • chronische Schmerzen

Psychisch zeigt sich unter anderem ein Geburtstrauma mit folgenden Symptomen:

  • Extreme Erschöpfung
  • Flashbacks, das sind häufige intensive Erinnerungen und Bilder an die Geburt, die heftige negative Gefühle in dir auslösen
  • Schwierigkeiten mit Körperkontakt und Nähe
  • Schwierigkeiten eine Bindung zum Baby aufzubauen
  • Panikattacken
  • innere Leere, Antriebslosigkeit
  • emotionales Taubheitsgefühl

Bist du dir unsicher, ob deine schwierige Geburt traumatische Folgen für dich hat?

Mit diesem Test kannst du dich und die Geburt selbst einschätzen

Selbsteinschätzungbogen

Nun fragst du dich, ob du die traumatische Geburt je verarbeiten kannst? 

Hier meine klare Antwort:

JA, das kannst du! 
Es geht jedoch nicht um ein Vergessen oder Verdrängen der traumatischen Erlebnisse. Sondern es geht vielmehr um ein Leben mit negativen Erfahrungen und um ein Verarbeiten/ Integrieren Was dir dabei hilft, möchte ich dir jetzt verraten…

9 Tipps um ein Geburtstrauma zu verarbeiten

Beachte, dass eine Traumatisierung nicht völlig alleine aufgelöst werden kann. Hole dir deshalb professionelle Hilfe, damit du deine seelischen Wunden behandeln und heilen lassen kannst. 

Doch gerade als frischgebackene Mutter ist dieser Weg zu einer Therapie aufgrund der neuen Lebenssituation mit dem Baby gar nicht möglich. Das Baby hat so wie du ebenso eine traumatische Geburt erlebt und drückt die Folgen durch Schreien, Weinen, nicht ablegen können, schlechtes Schlafen, Stillschwierigkeiten, etc. aus. Somit bist du stark belastet, hast zusätzlich Ängste, Sorgen um dein Kind, ob das Geburtstrauma Spätfolgen beim Kind ausgelöst hat und keine Zeit um dich selbst zu kümmern. 

Da das Thema Geburtstrauma in der Öffentlichkeit und in der Gesellschaft nach wie vor nicht wichtig und tabuisiert wird, möchte ich dir helfen, erste Schritte für die Aufarbeitung zu tun. 

1. Nimm dich ernst

Hör auf deinen Bauch! Wenn es dir nicht gut geht, verdränge nicht die negativen Gefühle. Steh für dich ein und äußere deine Beschwerden und Probleme in deinem Umfeld. Aber noch wichtiger ist, dass du dir selbst eingestehst, dass das was bei der Geburt ablief, nicht in Ordnung oder “normal” war. 

Sei dir bewusst, dass nicht dein Umfeld bewerten kann, wie schwer und traumatisch die Geburt war, sondern nur du selbst, weil DU es erlebt hast.

2. Erschaffe dir deinen Ruheort

Durch die Visualisierung eines Ortes, in dem du sicher, geschützt und selbstbestimmt sein kannst, erfährst du wieder positive und stärkende Gefühle. Viele betroffene Mütter fühlen nach einem Geburtstrauma eine innere Leere und kaum noch Glücksgefühle. Eine Visualisierung verhilft dir, wieder positive Gefühle zu fühlen, beruhigt dein Nervensystem und minimiert Stress.

Hier findest du die Anleitung zu einer wunderschönen kraftgebenden Visualisierungsübung.

3. Atme!

Wenn deine Gedanken immer wieder um die schwierige und traumatisierende Geburt kreisen und du in der Vergangenheit feststeckst, schaffst du es, mit Atemtechniken wieder im Hier und Jetzt zu sein. 

Dazu lege am besten deine Hände auf deinen Bauch. Beim Einatmen versuche in den Bauch zu atmen, sodass die Hände nach oben gehen. Zähle beim Einatmen bis 4. Halte kurz den Atem an. Und beim Ausatmen zähle bis 8 und lasse alle Luft aus dir ausströmen, sodass der Bauch mit deinen Händen sinkt. 

Wiederhole dies mindestens 3-5 Mal. 

Diese Atemübung kannst du jederzeit und überall durchführen. Vor allem bei Flashbacks beruhigst du dein Nervensystem mit dieser Atemübung, sodass die Flashbacks wieder verschwinden. 

Brauchst du eine genaue Anleitung zur Atemübung? Dann klick dich hier rein.

4. Tausche dich aus

Finde jemanden, dem du vertraust, der dir zuhört und dich verstehen möchte. Ganz egal wer: Entweder der/die PartnerIn, deine eigenen Eltern, eine gute Freundin, die Hebamme oder der Geburtshelfer. 

Wichtig dabei ist, dass von diesen Menschen keine gut gemeinten Ratschläge kommen, sondern dich in deinem Schmerz und in deinem Leid halten und dich annehmen. Du bist für das Geburtstrauma nicht verantwortlich und bist keine Versagerin. Alles, was du fühlst, darf sein und ist normal.

Wenn du in deinem Umfeld niemanden hast, dem du dich anvertrauen kannst, suche dir Vereine, Selbsthilfegruppen oder andere Seelsorgeangebote. Vielleicht kennst du andere Mütter, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und du dich ihnen öffnen kannst. 

5. Sei liebevoll zu dir selbst

Mach dir klar, dass du alles in deinem Möglichen getan hast. Du bist richtig und wichtig. Sorge dich gut um dich und tue dir etwas Gutes. Wenn du körperliche Beschwerden hast, gönnst du dir Ruhe. Und das solltest du dir auch zugestehen, wenn du seelische Verletzungen hast. Überlege dir, bei was du dich sicher und geborgen fühlst und mach es.

Beispiele können sein:

  • Massieren lassen
  • Tee trinken
  • Spazieren gehen
  • Musik hören
  • sanften Sport wie Yoga, Dehnen
  • Umarmungen
  • Kuscheln mit dem Baby
  • Gutes Essen
  • Wärmekissen auf angespannte Körperstellen legen
  • Meditieren oder Visualisierungsübung
  • Schlafen
  • Badewanne legen
  • Lesen
  • Hobby nachgehen

6. Schreib dir deinen Kummer von der Seele

Sehr häufig hilft es, über die Schwangerschaft, die Geburt und die Traumata zu schreiben. Schnapp dir dazu ein kleines Büchlein und einen Stift und schreibe einfach drauf los. Dadurch findest du Worte für deine diffusen, nicht fassbaren Gefühle, die immer wieder in deinen Kopf kreisen. Vielleicht skizzierst oder malst du dazwischen, um deine Gefühle, für die du keine Worte findest, dennoch auszudrücken. 

Das Erzählen deiner Geburtsgeschichte enttabuisiert das Thema Geburtstrauma und stärkt jede Frau, selbstbestimmt zu gebären. Außerdem hilft dir das Schreiben, deine Gedanken und Gefühle zu ordnen und zu verarbeiten.

Aus diesem Grund lade ich Mütter ein, ihre Geburtsgeschichten zu veröffentlichen und zu teilen. Einige haben dies bereits getan und kannst du hier nachlesen. Erzähle auch du deine Geschichte und teile sie mit uns. Dazu schreib sie mir auf: mail@lisi-vitali.at

7. Stehe für dich ein

Viele Abläufe hast du während der schwierigen und traumatischen Geburt nicht mitbekommen und du fragst dich immer wieder, wie etwas zustande gekommen ist. Deshalb ist es ratsam, dass du dir den Geburtsbericht der Klinik holst, um Erinnerungslücken zu schließen. Du hast ein Recht auf Einsicht in deine Patientenakte bis zum 10. Geburtstag deines Kindes. Dort müssen alle relevanten Informationen festgehalten werden. 

Setze dich zur Wehr, indem du eine offizielle Beschwerde im Krankenhaus einreichst. Dieses Einstehen kann dir helfen, aus der Ohnmacht und Hilflosigkeit rauszukommen. Du hilfst mit deiner Beschwerde eventuell andere Müttern, indem Prozesse und Abläufe des Krankenhauses überprüft und verbessert werden.

8. Such dir Hilfe

Wenn deine Geburtsgeschichte für dich und dein Kind traumatisch war, dich noch immer beschäftigt und du merkst, dass du alleine nicht weiterkommst, dann hole dir professionelle Unterstützung. 
Ich bin gerne für dich da. Mit Hilfe der I.B.T.® – Methode (Integrative Bindungsorientierte Traumatherapie) arbeiten wir das Trauma aus deiner Sicht auf, sodass deine Belastung reduziert wird. Vereinbare dir hier ein kostenloses Schnuppergespräch!

9. Lade alle Gefühle ein

Das mag sich zuerst mal kontraproduktiv anhören, schließlich willst du ja die negativen Erlebnisse mit den dahingehenden negativen Gefühlen verarbeiten. Doch zur Verarbeitung gehört es dazu, Gefühle durchzufühlen. Die wenigsten von uns haben einen gesunden Umgang mit negativen Gefühlen gelernt. Deshalb ist das genau die große Schwierigkeit. Mit meiner kleinen Übung führe ich dich Schritt für Schritt zu deinen Gefühlen, um sie näher kennenzulernen. Klick dich dazu hier rein.

Zusammenfassung

Hand aufs Herz: Richtig angenehm ist eine Geburt kaum. Ungeahnte Schmerzen, große körperliche Anstrengung und außergewöhnliche Erfahrungen hat wohl jede Gebärende.

Doch einige erleben zusätzlich Gewalt im Kreißsaal oder werden bei der Geburt durch bestehende, verdrängte Traumata erinnert, was zu einem Geburtstrauma führen kann. Durch ein Geburtstrauma entwickeln sich bei der Mutter psychische und physische Probleme mit heftigen Symptomen, die den Alltag der frisch gebackenen Mutter erschweren. 

Spätestens dann ist es höchste Zeit, dich mit dem Geburtstrauma auseinanderzusetzen, denn von alleine werden die negativen Erinnerungen nicht verschwinden. Hol dir erste Unterstützung durch meine genannten 9 Tipps, wie du ein Geburtstrauma verarbeitest. Kommt es nicht zu einer Verbesserung, scheue dich bitte nicht, professionelle Hilfe zu holen. Durch gezieltes Coaching oder Therapie schaffst du das Geburtstrauma zu verarbeiten und zu integrieren, um endlich dein neues Glück mit deinem Baby genießen zu können.

Häufig gestellte Fragen

Welche Geburtsverletzungen gibt es?

Bei einer vaginalen Geburt können unterschiedliche Verletzungen am Damm, Vagina, Schamlippen, Klitoris, der inneren Beckenmuskulatur, Schließmuskel oder Muttermund entstehen. 

Wo kann ich den Geburtsbericht anfordern?

Rufe dazu in der Klinik, im Krankenhaus bzw. in der Geburtsklinik an. Dort wirst du zu der jeweiligen Fachabteilung weitergestellt. Mit deinem Namen und deiner Sozialversicherungsnummer erhältst du ohne Nachfragen den Geburtsbericht. 

Was kannst du bei einem Geburtstrauma beim Kind tun?

Du kannst dein Baby nach einer traumatischen Geburt mit unterschiedlichen Behandlungen und Therapien unterstützen. Beispiele dafür sind: Babymassage, Craniosacral, Osteopathie, Babytherapie, Babyheilbad, etc.

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